Reise von drei Mitgliedern auf Einladung der Stadt Versailles zu den „Journées franco-allemandes“, um die Unterzeichnung der Partnerschaft in diesem Sommer vorzubereiten.
Donnerstag, 21. Januar 2016
Am Flugplatz holt uns Sévérine Guillouet, Assistentin von Florence Mellor, stellvertretende Bürgermeisterin für Tourismus, internationale Beziehungen und Mäzenat, ab. Nachdem wir das hübsche Hotel bezogen haben, das die Stadt Versailles für uns organisierte, treffen wir uns zum Mittagessen mit Florence Mellor und Baptiste Boin im Monument Café. Am späten Nachmittag begleitet uns Monsieur Boin zum Konzert von Gesangsschülerinnen und -schülern des Centre de Musique Baroque in der Galérie des Batailles des Château de Versailles.
Freitag, 22. Januar 2016
Ganz Frankreich begeht den 53. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags (Elysée-Vertrag) durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Für die Stadt Versailles hat Florence Mellor zahlreiche Veranstaltungen an Schulen, Maisons de quartier und im Rathaus vorbereitet, an denen wir teilnehmen.
Vormittags begleitet uns Monsieur Boin, ein Mitarbeiter von Madame Mellor und Verantwortlicher für die Märkte in Versailles, zu einem Stand auf dem Wochenmarkt, den Mitarbeiter des Rathauses mit einem Plakat und deutsch-französischen Flaggen dekoriert und gut sichtbar gemacht haben. Jutta Michelsen hat kistenweise Infomaterial der Stadt Potsdam mitgebracht, welches viele interessierte Abnehmer findet. Zahlreiche Passanten bleiben stehen und begrüßen die geplante Städtepartnerschaft. Sie weisen darauf hin, dass bereits früher Kontakte mit Potsdam bestanden haben. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es einen Verkaufswagen, der auf Kosten der Stadtkasse Currywurst und andere deutsche Spezialitäten anbietet. Auch der Bürgermeister, Monsieur De Mazières, gesellt sich eine Zeit lang zu uns und unterstreicht mehrfach, wie wichtig ihm diese Städtepartnerschaft ist. Mehr als zwei Stunden lang reißen die Gespräche mit den interessierten Versailler Bürgern nicht ab. In der Lokalpresse gab es darüber einen Artikel mit Fotos.
Gegen Mittag besuchen wir gemeinsam mit Monsieur Boin das Maison du quartier Notre Dame, ein kommunales soziokulturelles Zentrum und Treffpunkt für alle Generationen mit vielfältigen kulturellen Angeboten, Kinderbetreuung, Kinderkrippe und Bürgerberatung. Anlässlich des deutsch-französischen Tages haben Kinder Papierblumen in den deutschen und französischen Farben gebastelt und die Älteren stellen auf Plakaten berühmte Deutsche von Kant bis Lagerfeld vor. Für die Senioren gibt es ein Mittagessen mit deutschen kulinarischen Spezialitäten und anschließend den Film Le Tambour in der Regie von Volker Schlöndorff nach Günther Grass‘ Romanvorlage (Die Blechtrommel).
Zum Mittagessen lädt uns Florence Mellor in die nur zu außergewöhnlichen Anlässen für Ehrengäste zugängliche Dienstwohnung des Bürgermeisters im Dachgeschoss des Rathauses. Mit einem unvergleichlichen Ausblick über die Dächer von Versailles hinweg auf das Schloss werden im Beisein von Madeleine Schméder, Vorsitzende der deutsch-französischen Gesellschaft und Benoît de Chamisso, Berater von Mme Mellor, organisatorische Fragen zur Ausgestaltung der Städtepartnerschaft besprochen.
Auf unsere Anregung hin schließt sich ein Gespräch mit zwei Vertretern der Direction des Sports im Büro von Monsieur Boin an. Zunächst informieren wir über den Stadtsportbund Potsdam und seine Mitgliedsvereine. Danach sondieren beide Seiten Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Als erstes konkretes Projekt zeichnet sich eine Teilnahme am Schlösserlauf in Potsdam durch eine französische Läufergruppe ab. Potsdamer Läufer wiederum könnten sich am Lauf von Paris nach Versailles im September diesen Jahres beteiligen. Außerdem äußern die französischen Partner Interesse daran, sich mit dem Potsdamer Fechtverein in Verbindung zu setzen.
Eine weitere Veranstaltung im Rahmen des deutsch-französischen Tages bietet das Lycée La Bruyère, Partnerschule des Humboldt-Gymnasiums, an. General a.D. Favin-Levêque war viele Jahre in Deutschland stationiert, und wir dürfen seinen interessanten und emotionalen „Erinnerungen an den kalten Krieg“ beiwohnen.
Den Höhepunkt des Tages bildet ein abendlicher Vortrag im Festsaal des Rathauses. Zuerst begrüßen zwei Kinder aus der Grundschule Lully-Vauban, Partner der Goethe-Grundschule in Potsdam, die Gäste in deutscher und französischer Sprache. Anschließend singt ein Kinderchor die Ode an die Freude. Die Referentin, Corine Defrance, Historikerin und Leiterin einer Forschungsgruppe am Centre National de Recherche Scientifique (CNRS, vergleichbar mit der Max-Planck-Gesellschaft) in Paris, spricht zum Thema Penser autrement les relations franco-allemandes (Eine andere Sicht auf die deutsch-französischen Beziehungen).
Wir hören eine differenzierte Analyse der deutsch-französischen Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen. Jenseits aller Wechsel auf der politischen Ebene spielt die diplomatie d’en bas, Kontakte zwischen Bürgern, die wichtigste Rolle. Vor diesem Hintergrund fühlen wir uns bestätigt, dass Städtepartnerschaften die besten Voraussetzungen dafür bieten, den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag mit Leben zu erfüllen. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen im kleinen Kreis können wir einzelne Aspekte ihres Vortrags vertiefen.
Samstag, 23. Januar 2016
Am Samstagvormittag treffen wir Mitglieder der Eglise protestante unie im temple in Schlossnähe. Pastor Flemming Fleinert-Jensen, Herr Buttighoffer und weitere Gemeindeangehörige empfangen uns herzlich. Sie zeigen sich sehr aufgeschlossen für eine Kontaktaufnahme mit der französisch-reformierten Gemeinde in Potsdam. Wir übermitteln die Grüße von Pastorin Hildegard Rugenstein.
Insgesamt war unsere Reise ein großer Erfolg. Wir waren überwältigt vom Empfang und dem Enthusiasmus die uns in Versailles entgegen gebracht wurden. Wir hatten unzählige interessante Gespräche und wertvolle Begegnungen und kehren voll neuer Ideen nach Potsdam zurück.