13 Mitglieder waren vom 17.-21. Mai bei unseren Freunden von der „Association Jumelage Versailles Potsdam“ (AJVP, auch kurz „Asso“ genannt) zu Gast.
Es war die erste Begegnung beider Partnerschaftsvereine, und – um es vorweg zu sagen – ein überwältigendes Erlebnis wunderbarer, herzlicher Gastfreundschaft, das uns beglückt und hochmotiviert zurückkehren ließ.
Ein kurzer Bericht von dieser so erlebnisreichen Reise:
Mittwoch, 17.Mai: Gegen Mittag trafen wir in Paris-Orly ein, wo uns unsere Freunde von der AJVP abholten. Nach dem Mittagessen mit weiteren Vereinsmitgliedern in der empfehlenswerten „Brasserie Marion“ (Maryse Gaubert hatte wochenlang Restaurants getestet) wurden wir von einer sehr kompetenten jungen Bibliothekarin durch die Hauptbibliothek der Stadt Versailles geführt, die sich in dem sehenswerten Gebäude befindet, das um 1763 als Außenministerium errichtet worden war.
Wir sahen nicht nur die Prunkräume des ehemaligen Ministeriums, sondern auch eine außergewöhnlich reiche Sammlung von alten Bibliotheksbeständen und Nachlässen, z.B. der Königin Marie-Antoinette oder der Madame Dubarry (Mätresse Ludwigs XV.), sowie die von Voltaire herausgegebenen Werke von Friedrich II. („Oeuvres du philosophe de Sans Souci“), aber auch Kuriositäten wie den ziemlich wackeligen Schreibtisch eines gewissen Monsieur Lancelin, der seine umfangreiche Bibliothek parapsychologischer Werke der Stadt mit der Auflage vermacht hatte, dass ihm der eben erwähnte Schreibtisch samt Stift und Papier für seine Kommentare aus dem Jenseits stets bereit zu halten sei…
Es folgte ein herzlicher Empfang im Rathaus durch Florence Mellor, Beigeordnete für Tourismus und Internationales und Vizepräsidentin der AJVP. Sie führte uns durch die schönen Säle des Versailler Rathauses und erklärte uns die Besonderheiten der Versailler Kommunalpolitik. Der anschließende kleine Umtrunk half uns, das Ende eines heftigen Gewitters mit sintflutartigem Regen auf angenehme Weise abzuwarten.
Danach ging es auf einem kurzen Weg zur „Rotonde“, einer modern eingerichteten kleinen Mehrzweckhalle in historischer Umgebung, wo uns über 70 Mitglieder der AJVP mit einem wunderbaren Buffet erwarteten. Es war ein erstes Treffen mit unserem Partnerverein. Man lernte sich kennen und konnte viele angenehme Gespräche führen. Juliane Löhning aus der Potsdamer Gruppe präsentierte drei deutsche Chansons, danach zeigte die Gruppe „Les Trois Muses“ höfische Tänze aus dem 17./18. Jahrundert und lud uns zum Mittanzen ein!
Donnerstag, 18. Mai: der Gemüsegarten des Königs (Le Potager du Roi) zeigte sich in seiner ganzen frühsommerlichen Pracht und die Führung (diesmal durch Angela Philippot, die seit 40 Jahren in Frankreich lebt)bringt jedes Mal neue Erkenntnisse.
Nach einem feinen kleinen Mittagessen im bewährten Monument Café (die französische Antwort auf das heute übliche Schnellrestaurant…)
führte uns Angela durch das Musée des Carrosses – was sich neu eröffnet in der Grande Ecurie befindet und das nun nichts Verstaubtes an sich hat, sondern einen faszinierenden Einblick in die Mobilität de luxe der oberen 10 000 im 18./19. Jahrhundert gibt. Ganz rührend: die kleine Kutsche des Dauphin, die einst von einer Ziege gezogen wurde, und die fantasievollen Schlitten, mit denen der Hof im verschneiten Schlosspark spazieren fuhr.
Am Spätnachmittag kamen wir in den Genuss eines exquisiten Konzerts in der Schlosskapelle. Junge Absolventen des Zentrums für Barockmusik präsentierten zu einem Examen Madrigale und Arien. Danach galt es, durch einen Wolkenbruch in die Innenstadt zu laufen – völlig durchnässt kamen wir in der Brasserie des Halles an, wo wir noch einen fröhlichen Abend verbrachten.
Freitag, 19. Mai: Der größte Teil der Gruppe fuhr nach Paris, wo wir uns zunächst ausgehend vom Louvre und der Avenue de l’Opéra durch die von Haussmann um 1860 umgestalteten Viertel bewegten und etliche „ Passages couverts“ besichtigten.
Mittagessen gab es dazu passend im „Bouillon Chartier“, einer Art Schnellrestaurant aus der Zeit um 1900 („Belle Epoque“), wo früher die Arbeiter des Viertels ihre Mittagspause machten und wo der Kellner noch heute die Rechnung auf das papierene „Tischtuch“ schreibt. Danach begaben wir uns zum Montmartre-Friedhof . Dort liegt Heinrich Heine begraben und wir legten ihm eine Rose aufs Grab. In einer ganz anderen Ecke befindet sich dort das Grab der „Kameliendame“, Heldin des Romans von Alexandre Dumas und Vorbild für „La Traviata“. Wir wanderten weiter zum Sacré Coeur, wo der Himmel einen weiteren Regenguss befürchten ließ und uns in den Zug nach Versailles trieb.
Abends dann in der Schlossoper eine fantastische Aufführung von Marc-Antoine Charpentiers Oper „Médée“, französische Barockoper vom Allerfeinsten mit Ballett, Theaterdonner und –Blitz … Unbeschreiblich schön! Einige von uns besuchten das Chorkonzert der Deutsch-Französischen Schulen aus Le Buc, Saarbrücken und Freiburg in der Eglise Notre Dame und waren ebenso begeistert.
Samstag, 20. Mai:
Angela Philippot führte uns vormittags kenntnisreich durch die Altstadt von Versailles und ließ uns Winkel entdecken, die selbst unseren Versailler Freunden unbekannt waren. Mittags im „Blé Noir“ gab es Galettes und Crêpes in allen Varianten mit dem obligatorischen Cidre. Wieder eine fröhliche Runde! Am frühen Abend dann in der „Grande Ecurie“ die von sehr schönen Pferden und ihren Reiterinnen präsentierten Darbietungen der „Académie du Théâtre Equestre de Bartabas“, hohe Schule der Reitkunst.
Der Samstagabend war zugleich „Nacht der europäischen Museen“, was uns die Möglichkeit bot, einige Versailler Museen, aber vor allem das Schloss frei zu besichtigen. Gegen Mitternacht standen einige von uns im märchenhaft schön illuminierten 70 Meter langen Spiegelsaal – ein unbeschreiblicher Eindruck, der ahnen ließ, weshalb dieses Schloss zum Vorbild für alle Schlösser in ganz Europa werden konnte.